Ernährungstrends bei Diabetes mellitus Typ II und Diabetes Unterformen (Endotypen)

Ernährungstrends bei Diabetes mellitus Typ II (Quelle u.a.: FOCUS 03/25, Diabetesforum.at, S. 16, Diätologin BSc, MSc Rita Bugl, Leitung Arbeitskreis Ernährung und Diabetes, Diätologie Austria, in Anlehnung):

Alle genannten Ernährungformen sollten ausschliesslich in Rücksprache mit dem behandelndem Arzt und unter Beratung durch eine Fachkraft/Diätologin erfolgen, da ev. Anpassungen der Medikation nötig sind oder eine Diätform im Einzelfall nicht empfohlen werden kann. Bitte beachten Sie: Alle Arten einer "Diät" bergen das Risiko der Entwicklung einer Ess-Störung in sich. Diese Empfehlungen gelten daher NICHT für Pat. die früher einmal oder aktuell unter einer Esstörung oder einer psychischen Erkrankung wie z.B. einer Depression leidenbzw. gelitten haben.

1. Low Carb und ketogene Diäten:

Weniger als 130g Kohlenhydrate pro Tag bzw. bei ketogener Diät weniger als 50g Kohlenhydrate pro Tag - Umstellung auf v.a. Gemüse als Hauptbestandteil und eiweißreiche Lebensmittel wie Eier, Fisch, Fleisch und Milchprodukte), Nüsse. Vermeiden von: Brot, Pasta/Nudeln, Kartoffeln und Reis, zudem keine zuckerhaltigen Produkte). 

Vorteile: Besserung Blutzucker, Gewichtsreduktion und Fettstoffwechsel - Triglylceride. Kurzfristig (v.a. innerhalb der ersten 6 Mo): Remission des Diabtes II = d.h. normale Blutzucker und Langzeitzuckerwerte ohne Medikamente), das entspricht keiner "Heilung", da bei Gewichtszunahme und Beenden der Ernährungsumstellung der Diabetes wieder zurückkehren kann. Nach 12 Monaten relativieren sich meist die Effekte.  

2. Intermittierendes Fasten:

Essen- und Fastenperioden im Wechsel: z.B. 5:2 Fasten (2 nicht aufeinander folgende Tage mit starker Kalorienreduktion, 5 Tage "normal") und Intervallfasten/16:8 Fasten (Time restricted Eating) mit Begrenzung der Nahrungaufnahme auf ein 8 Stunden Fenster.

Vorteil: Besserung Langzeit Zucker (HbA1C) und Gewichtsverlust. Auch unter Insulintherapie unter Anleitung möglich und hilfreich. Wirkung hauptsächlich durch Kalorienreduktion.

Nachteil: Unterzuckerungen möglich (v.a. bei Insulintherapie - Anpassung Insulin und ev. Medikamente, daher unter "Aufsicht/in Rücksprache mit dem Arzt), Energie und Nährstoffmangel möglich, Auswirkungen auf Hormone, Stimmung und Schlaf, Verdauungsprobleme

3. Hafertage:

2-3 Tage mit ausschließlichem Verzehr von Haferflocken (ca. 300g/Tag - als Suppe oder Brei mit Milch oder Wasser, ca. 850-1100 kcal tgl.) ohne Zuckerzusatz, mit Gemüse oder wenig Obst. Dabei muss genug getrunken werden. Eventuell Anpassung Medikamente nötig, daher Rücksprache mit dem Arzt empfohlen.

Vorteil: Besserung bei Insulin Resistenz und Fettleber, gut verträglich 

Nachteil: langfristig ungeeignet

4. Formulardiäten - zur schnellen Kalorienreduktion durch standardisierte Nährstoffshakes, Suppen oder Riegel

Vorteil: Gewichtsabnahme und Remission (vgl. oben) Diabetes möglich

Nachteil: sehr strikte Ernährung mit 8-12 Wochen ausschliesslich Formularprodukt- Disziplin und engmaschige Betreuung nötig, Achtung ausschliesslich zertifizierte Produkte verwenden. Keine langfristige Umstellung der Ernährungsgewohnheiten.

5. Ernährungsumstellung auf

5.1. Vegetarische Ernährung:

Kein Fleisch oder Fisch, aber "Produkte" von Tieren wie Milch, Jogurth, Eier etc.

Vorteil: geringere Senkung Langzeit Zucker, aber bessere Insulin Empfindlichkeit, LDL Senkung, Krebsrisiko vermindert (Mama, Prostata- und Dickdarmkrebs - v.a. Verzicht auf rotes/verarbeitets Fleisch), "weniger Entzündung" im Körper, Senkung Herzkreislauf Risiko (Herzinfarkt, Schlaganfall), umweltfreundlich (reduzierter Ressourcenverbrauch)

Nachteil: Risiko für Mangel an Eisen, Vitamin B12, Zink und Omega 3 Fettsäure -Ausgleich durch Milchprodukte, geringe Gefahr Eisweißmangel (bei Kombi Hülsenfrüchte und Getreide)

5.2. Vegane Ernährung:

komplett pflanzlich ohne tierische Produkte

Vorteile: Besserung Zuckerstoffwechsel/Langzeit Zucker, günstig bei Fettleber, Senkung Risiko Herzinfarkt/Schlaganfall: stärkste LDL Senkung unter allen Ernährungen und Blutdruck Senkung, Gewichtsverlust, stark balaststoffreich, antioxidativ und antientzündlich, Krebsrisiko vermindert (Mama, Prostata- und Dickdarmkrebs) und geringster Verbrauch an Wasser, Co2 und Land - effektivster Beitrag, den ein Mensch für die Umwelt selbst leisten kann.

Nachteile: immer Vitamin B12 Gabe nötig, Mangel Vitamin D, Eisen, Zink, Jod, Kalzium, Omega 3 (EPA/DHA) und Proteinmangel häufiger als bei vegetarischer Ernährung - Supplemente nötig 

5.3. Mittelmeer Diät: 

Frisches Gemüse, Obst, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Fisch, pflanzliche/hochwertige Fette wie Olivenöl (keine Butter oder Margarine) und moderate Mengen tierischer Produkte, wenig Zucker

Vorteil: Besserung Blutzucker und Insulin Empfindlichkeit, LDL Senkung,Blutdruck Senkung, gut bei Fettleber, scheint gut fürs Gehirn (weniger Demenz, Alzheimer, Depressionen), Senkung Risiko für Mama, Prostata- und Dickdarmkrebs, weniger Herzinfarkte und Schlaganfälle

Nachteile: ev. Gewichtszunahme, wenn unkontrollierte Mengen wegen erhöhtem Fettanteil, vermutlich teurer als andere Ernährung, Transportwege und "Überfischung" - ökologisch nicht unbedenklich.

Zitat aus "Aktuelle Ernährungstrends bei Diabetes", Diabetesforum, Diätologin BSc, MSc Rita Bugl (siehe oben):

"Insgesamt zeigt die aktuelle Forschung, dass "die eine Dabtesdiät"nicht existiert -verschiedende Erhährungskonzepte können zum Ziel führen. Entscheidend sind Energiebilanz, die Nährstoffqualität und die langfristige Adhärenz (Anmerkung: Umsetzung). - In allen Fällen gilt: Ohne qualifizierte diätologische Begleitung ist das Risiko für metbolische Entgleisungen, Nährstoffmangel und Weight Cycling erhöht. DiätoloInnen leisten nicht nur Hilfe bei der individuellen Anpassung der Ernährung, sondern auch bei der realistischen Integration in den Alltag, der Umsetzung evidenzbasierter Maßnahmen und der langfristigen Motivation."

Mögliche Einteilung der Diabetestypen im Erwachsenenalter: 

Vielleicht haben Sie sich mit einem Freund unterhalten oder jemanden kennengelernt, der zwar die gleiche Diagnose: "Diabetes mellitus" hat, aber einen völlig anderen Krankheitsverlauf und andere Medikamente als Sie nimmt. Das liegt daran, dass jeder Patient ein bisschen anders ist und so auch die Diabetes Formen sich voneinander unterscheiden. Es wurden als Erweiterung der klassischen Einteilung in Typ I und Typ-II-Diabetes weitere Diabetes Unterformen vorgeschlagen (Finnische und schwedischen Wissenschaftler haben dies v.a.untersucht). Folgende 5 Gruppen wurden definiert:

Gruppe 1: SAID (Schwerer AutoImmuner Diabetes) - diese entspricht einem Typ I Diabetes bzw. einem Typ I Diabetes im späteren Alter (LADA=latent autoimmun diabetes in adults). hier lassen sich Antikörper gegen Glutaminsäure Decarboxylase (GAD Autoantikörper) nachweisen.

Gruppe 2: SIDD (Schwerer Insulindefizienter Diabetes) - Insulinmangel, nur mäßige Insulinresistenz, keine GAD Autoantikörper nachweisbar.

Gruppe 3: SIRD (Schwerer Insulin Resistenter Diabetes) - Adipositas und schwere Insulinresistenz.

Gruppe 4: MOD (Milder Obesitiy assoziierter Diabetes): Adipöse Patienten/innen - eher früher Krankheitsbeginn und meist milder Verlauf.

Gruppe 5: MARD (Milder Alters Related (assoziierter) Diabetes): Meist ältere Patienten/innen mit mildem Verlauf.

Diese  Unterschiede in der Einteilung der Diabetesform sind sowohl wichtig für die Therapie als auch das Risiko von Folgeerkrankungen. Die Gruppen 2 und 3 haben ein höheres Risiko für die typischen Folgen eines Diabetes (daher kommt im Namen das Wort schwer vor)- die Gruppe 2 z.B. für Schädigungen an den Augen, die Gruppe 3 u.a. z.B. für Schädigung an der Niere. Die beiden Gruppen  4 und 5 haben dagegen oft einen milden Verlauf (wie bereits aus dem Namen hervorgeht).

Natürlich müssen weitere Diabetesformen beachtet werden. So können z.B. Medikamente wie eine Cortisontherapie (welche lebensrettend sein kann und manchmal auch bis zum Wirken anderer Medikamente - sozusagen zur Überbrückung - notwendig ist) vor alllem bei vorbestehender Neigung zu Diabetes II (bei familiärer Belastung) zur Erhöhung der Blutzuckerwerte führen. Auch andere Erkrankungen können zur Erhöhung der Blutzuckerwerte beitragen oder diese verursachen.

Es kann auch zu einer Überlappung eines Typ I und Typ-II-Diabetes kommen. Z.B. kann ein Typ I Diabetiker Gewicht zunehmen und sich wenig bewegen und dann meist bei familiärer Neigung zu Diabetes zusätzlich einen Typ-II-Diabetes bekommen. Typisch ist dann das Vorhandensein von Insulinmangel und Insulinresistenz. Man spricht dann von einem sogenannten Doppel Diabetes.