Kurze Zusammenfassung zum Thema Diabetes mellitus II:
Was ist Diabetes und wie entsteht er?
Diabetes bedeutet einen zu hohen Gehalt an Zucker im Blut. Gemeint ist hier ein so genannter Einfachzucker (Glukose). Wir kennen ihn als Traubenzucker. Viele von Ihnen kennen verschiedene Zuckerarten - auch andere "Einfachzucker" wie Fruchtzucker oder Milchzucker. Eigentlich alle Kohlenhydrate beinhalten den Baustein Glukose. Vom Darm kann allerdings nur dieser Einfachzucker in Blut aufgenommen werden. Das heißt, alle „Zucker“ bzw. Kohlenhydrate (z.B. auch Brot, Kartoffeln, Nudeln, Reis - alles was „satt macht“) müssen zuerst im Darm in Einfachzucker aufgespalten werden, um ins Blut zu gelangen. Das ist unterschiedlich aufwendig für unseren Organismus und braucht deshalb bei komplexen Kohlenhydraten (z.B. Vollkornbrot) länger als bei einfachen Kohlenhydraten (z.B. Haushaltszucker, Weintrauben). Im Blut muss die Glukose in engen Grenzen konstant gehalten werden, da es sonst zu Schäden der Gefäße kommt.
Was sind die Folgen von Diabetes?
Ein zu hoher Blutzucker schädigt (wie auch ein zu hoher Blutdruck, hohes LDL Cholesterin oder Nikotin) die Gefäßwand und das führt über eine Art "chronische Entzündung" der Gefäßwand zu Arteriosklerose (Gefäßverkalkung). Wenn die „Leitungen“ die Nährstoffe nicht mehr dorthin bringen können, wo sie gebraucht werden, leiden die Organe am Ende dieser „Leitung". Das nennt man Endorgan-Schäden. Besser bekannt als z.B. Herzinfarkt oder Schlaganfall. Zuerst leiden allerdings die empfindlichsten, zartesten Gefäße. Diese sind im Auge (daher das Risiko als Diabetesfolge zu erblinden), in der Niere (Dialyse/Nierenwäsche) und die feinen Gefäße, die die Nerven versorgen (Polyneuropathie genannt, mit brennenden Fußsohlen und komischem Gefühl an den Füßen und Beinen). Das sind typische Folgen des Diabetes.
Was passiert beim Diabetes mellitus Typ II eigentlich?
Ich schildere den Erkrankungsverlauf stark vereinfacht und verkürzt: Sie essen Zucker. Der Darm spaltet ihn zu Glukose auf. Das Blut transportiert den Zucker zu den einzelnen Organen, deren kleinste Teile die Zellen sind. Diese Zellen können den Blutzucker (Ausnahme sind Nervenzellen) nicht einfach so aus dem Blut aufnehmen. Sie benötigen dafür Insulin. Die Bauchspeicheldrüse überwacht den Blutzucker und entscheidet, ob sie Insulin ausschütten muss. Wenn wir Sport betreiben, dann benötigen die Muskelzellen Energie. Das heißt der Zucker wird gleich in Energie umgewandelt. Wenn wir jedoch Zucker essen und uns nicht bewegen, speichert die Leber die Energie. Wir können uns das so vorstellen: das Insulin „klingelt“ bei jeder Zuckeraufnahme bei der Leber. Wie geht es uns, wenn immer der Selbe zu Besuch kommt? Wir sind nicht mehr motiviert, die Tür zu öffnen. Wir wissen ja, wer schon wieder draußen steht. Genauso geht es der Leber. Das nennt man Insulin-Resistenz. Die Bauchspeicheldrüse ist ja auch nicht „dumm“. Sie denkt sich, dann schicke ich eben mehr Insulin-Boten los. Mit dieser Überproduktion an Insulin gelingt es der Bauchspeicheldrüse dann den Zucker eine Zeitlang im Blut im Normbereich zu halten. Aber irgendwann ist die Bauchspeicheldrüse erschöpft. Sie kann nicht noch mehr Insulin herstellen und dann erst steigt der Blutzucker an. Diabetes entsteht also bereits viel früher, als er letztlich festgestellt wird.
Wodurch unterscheiden sich der Typ I und der Typ II Diabetes?
Es handelt es sich um zwei unterschiedliche Erkrankungen, die nur die gleichen Folgen, nämlich die Erhöhung des Zuckers im Blut zur Folge haben. Auslöser des Typ I Diabetes ist eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse, die zu einem Insulin-Mangel führt. Diese Entzündung tritt bevorzugt bei Kindern und Jugendlichen auf, kann aber in jedem Alter auftreten.
Neue Einteilung der Diabetestypen im Erwachsenenalter:
Vielleicht haben Sie sich mit einem Freund unterhalten oder jemanden kennengelernt, der zwar die gleiche Diagnose: "Diabetes mellitus" hat, aber einen völlig anderen Krankheitsverlauf und andere Medikamente als Sie nimmt. Das liegt daran, dass jeder Patient ein bisschen anders ist und so auch die Diabetes Formen sich voneinander unterscheiden. Es wurden als Erweiterung der klassischen Einteilung in Typ I und Typ-II-Diabetes weitere Diabetes Unterformen vorgeschlagen (Finnische und schwedischen Wissenschaftler haben dies v.a.untersucht). Folgende 5 Gruppen wurden definiert:
Gruppe 1: SAID (Schwerer AutoImmuner Diabetes) - diese entspricht einem Typ I Diabetes bzw. einem Typ I Diabetes im späteren Alter (LADA=latent autoimmun diabetes in adults). hier lassen sich Antikörper gegen Glutaminsäure Decarboxylase (GAD Autoantikörper) nachweisen.
Gruppe 2: SIDD (Schwerer Insulindefizienter Diabetes) - Insulinmangel, nur mäßige Insulinresistenz, keine GAD Autoantikörper nachweisbar.
Gruppe 3: SIRD (Schwerer Insulin Resistenter Diabetes) - Adipositas und schwere Insulinresistenz.
Gruppe 4: MOD (Milder Obesitiy assoziierter Diabetes): Adipöse Patienten/innen - eher früher Krankheitsbeginn und meist milder Verlauf.
Gruppe 5: MARD (Milder Alters Related (assoziierter) Diabetes): Meist ältere Patienten/innen mit mildem Verlauf.
Diese Unterschiede in der Einteilung der Diabetesform sind sowohl wichtig für die Therapie als auch das Risiko von Folgeerkrankungen. Die Gruppen 2 und 3 haben ein höheres Risiko für die typischen Folgen eines Diabetes (daher kommt im Namen das Wort schwer vor)- die Gruppe 2 z.B. für Schädigungen an den Augen, die Gruppe 3 u.a. z.B. für Schädigung an der Niere. Die beiden Gruppen 4 und 5 haben dagegen oft einen milden Verlauf (wie bereits aus dem Namen hervorgeht).
Natürlich müssen weitere Diabetesformen beachtet werden. So können z.B. Medikamente wie eine Cortisontherapie (welche lebensrettend sein kann und manchmal auch bis zum Wirken anderer Medikamente - sozusagen zur Überbrückung - notwendig ist) vor alllem bei vorbestehender Neigung zu Diabetes II (bei familiärer Belastung) zur Erhöhung der Blutzuckerwerte führen. Auch andere Erkrankungen können zur Erhöhung der Blutzuckerwerte beitragen oder diese verursachen.
Es kann auch zu einer Überlappung eines Typ I und Typ-II-Diabetes kommen. Z.B. kann ein Typ I Diabetiker Gewicht zunehmen und sich wenig bewegen und dann meist bei familiärer Neigung zu Diabetes zusätzlich einen Typ-II-Diabetes bekommen. Typisch ist dann das Vorhandensein von Insulinmangel und Insulinresistenz. Man spricht dann von einem sogenannten Doppel Diabetes.
Warum ich? Welche Möglichkeiten und Lösungen gibt es?
Oft ist es gut, zu den Wurzeln eines Problems zurückzugehen, um es zu lösen. Dies gilt auch oder vielleicht sogar im Besonderen für den Diabetes Typ II. Der Diabetes hat nämlich mehrere Wurzeln. Zuerst besteht eine genetische Neigung zu dieser Erkrankung. Betroffene stellen oft fest, dass der Vater, die Mutter oder ein Geschwister auch Diabetes haben. Es liegt somit in der Familie oder wissenschaftlich ausgedrückt, in den Genen. Natürlich kann man sich seine Verwandten nicht aussuchen und somit an diesem „Erbe“ nichts ändern. Aber es tut gut zu wissen, dass man nicht „schuld“ ist, sondern eben durch die Verteilung der Gene „Pech“ hatte. Ein weiterer Grund für Diabetes ist das Maß an Bewegung. Immer, wenn Sie sich nicht bewegen, wird der Blutzucker nicht zum Direkt- Verbraucher Muskel, sondern zum Speicher Leber mit den erwähnten Folgen gebracht. Auch wenn Sie sich bewegen, aber mehr Energie aufnehmen, als Sie verbrauchen, passiert das Selbe. Sie wird gespeichert. Als Speicherzucker oder Fett. Eine Folge ist die sogenannte Fettleber mit dem Problem der oben geschilderten Insulinresistenz. Das Ausmaß an Bewegung (Verbrauch) und die Energiezufuhr beeinflussen also die Entstehung des Diabetes. Desweiteren spielen Ihre Ernährung und auch ihre Lebensgewohnheiten eine Rolle.
Was hilft mir?
1. Regelmäßige Bewegung. Suchen Sie sich etwas, dass Ihnen richtig Spaß macht. Vielleicht etwas, dass sie mit Freunden tun können. Und wenn das nicht geht, dann gehen Sie einfach spazieren. Auch das hilft bereits. Und nicht nur um ihrem Blutzucker zu senken, sondern auch gegen Demenz.
2. Ausreichend Schlafen.
Ob Sie ausreichend schlafen merken Sie daran, ob Sie sich am Morgen ausgeruht und erholt fühlen. Die Dauer des Schlafes ist bei jedem Menschen unterschiedlich. Gehen Sie regelmäßig Schlafen. Oft verwechseln wir den Energiemangel am Abend mit Hunger/Appetit, dabei sind wir müde und sollten statt einen Snack zu essen besser Schlafengehen.
Falls Sie Schlafstörungen haben, können diese behandelt werden und das müsse nicht immer Tabletten sein.
3. Umstellung der Ernährung.
Meiden Sie Lebensmittel, die schnell den Blutzucker ansteigen lassen (Infoblatt beiliegend, niedrigen glykämischen Index von Kohlenhydraten bevorzugen(dieser gibt eine Einschätzung wie schnell die KH ins Blut gelangen, nachdem gegessen wurden - hoher glykämischer Index bedeutet raschen hohen Blut Zucker Anstieg, d.h. viel Insulin ist nötig. Der Zucker der Nahrung „schießt“ ins Blut, z.B. Haushaltszucker hat 100, bleib deutlich darunter!).Z.b. Nudeln immer „al dente“ kochen, besser wenig vorgekocht/verarbeitet essen- z.B. besser Kartoffeln als Kartoffel Püree, Äpfel statt Apfelmus etc.
Fastenzeit von 12 Stunden jede Nacht. Wenn Sie 20:00 Uhr noch etwas essen, dann dürfen Sie erst ab 8:00 Uhr frühstücken.
Essen Sie nicht zwischen den Mahlzeiten.
Essen Sie ausreichend Eiweiß (das macht satt).
Morgens wie ein Kaiser, mittags wie ein König und abends wie ein Bettler.
Ausreichend Wasser trinken.
Essen Sie, wenn möglich nicht allein und nie vor dem Fernseher, Computer oder mit dem Handy.
Konzentrieren Sie sich während des Essens auf das Essen und versuchen Sie den Geschmack genau wahrzunehmen.
Essen Sie langsam, denn satt ist man immer erst nach 20 Minuten.
4. Gute Beziehungen zu Ihren Mitmenschen pflegen.
Mit wem würden Sie gern mehr Zeit verbringen? Umarmen Sie jeden Tag, wenn möglich einen lieben Menschen. Das ist keine „Esoterik“, sondern stärkt nachweislich ihre sozialen Beziehungen und ihr eigens Wohlbefinden. Wenn Sie Menschen haben, die sie unterstützen, werden Sie den Diabetes besser meistern und vermutlich länger, gesünder und auch glücklicher leben.
5. Einen stabilen Tagesrhythmus haben.
Mit regelmäßigen Mahlzeiten, regelmäßiger Bewegung, regelmäßigen Schlafzeiten und regelmäßiger Entspannung. schaffen Sie gute Alltags-Routinen.
6. Auf eine gesunde Psyche achten.
Vermeiden/Umgang mit Stress. Stress hat heutzutage fast jeder. Stress verschlechtert jede Erkrankung, den Diabetes leider auch. Ursache ist unter anderem der Anstieg der Cortison-Produktion und die Zunahme der Insulinresistenz bei chronischem Stress. Viele gesunde kurzfristige Stressreaktionen sind schädlich bei dauerhaftem Stress.
Hier habe ich einige Tipps/Anregungen für Sie zusammengestellt:
Lernen Sie ihre eigenen Grenzen (körperlich, psychisch, sozial) zu erkennen und Grenzen zu setzen.
Überlegen Sie, was Ihnen Energie und Kraft gibt, tun Sie dies regelmäßig. Denken Sie über den Sinn ihres Lebens nach. Üben Sie sich in Dankbarkeit (gegenüber Menschen, aber auch schönen Momenten). Gibt es Dinge auf die Sie sich freuen können (Z.B. Urlaub, eine Feier oder ein Treffen mit Freunden oder der Familie?)
Wie bauen Sie Stress ab? In der Natur? Im Gespräch mit einem Freund? Atemübungen/Meditation/Achtsamkeit/Yoga? (Fernsehen fühlt sich zwar wie entspannen an, baut jedoch keinen Stress ab, da es passiv ist und mit neuen Informationen verbunden, dabei kann sich unser Gehirn leider nicht erholen). Lesen, Wandern, Kaffeetrinken- egal, was es ist, tun Sie etwas nur für sich).
Falls es eine Situation gibt, die Sie stresst und sich nicht verändern lässt, könnten Sie diese neu bewerten/aus einer anderen Perspektive sehen?
Wieviel Zeit verbringen Sie täglich in sozialen Medien (Facebook, WhatsApp, Twitter etc.)? Da die sozialen Medien immer mit Emotionen verbunden sind, bedeuten Sie einen zusätzlichen „Stressfaktor“.
Übrigens verbrauchen Sie gerade beim Lesen und Denken auch jede Menge Zucker, der ganz direkt in die Nerven (ohne Insulin) geliefert wird.
Was ist der Langzeitzucker (HbA1c)?
Man kann übrigens recht gut im Blut sehen, wie hoch der Blutzucker im Durchschnitt ist. Er wird nämlich an die roten Blutkörperchen gehängt und diese „Verzuckerung“ kann man im Blut als sogenannten Langzeitzucker (HbA1C) bestimmen. Dies geschieht auch bei Nicht-Diabetikern, aber natürlich durch den geringen Blutzucker-Spiegel in geringerem Ausmaß. Ab einem HbA1C von 6,5% spricht man von einer Diabeteserkrankung.
Welches Ziel für Sie persönlich gilt, hängt von verschieden Faktoren wie z.B. Alter, Begleiterkrankungen, Gefahr für Unterzuckerungen u.v.m. ab. Die Grenzen des Blutzuckers gelten nicht nur nach oben, sondern auch nach unten. Das heißt, der Blutzucker darf nicht zu tief absinken. Jeder, der schon einmal eine Unterzuckerung erlebt hat, weiß, wie unangenehm dies ist. Es sind nicht nur die Symptome wie Schwitzen, Zittern, Heißhunger, sondern der Kontrollverlust, der ängstigt. Nervenzellen können, wie oben erwähnt, im Gegensatz zu den anderen Zellen, Zucker ohne Insulin aufnehmen. Das zeigt, wie wichtig Zucker für die Nerven ist. Es heißt ja: „Zucker essen beruhigt die Nerven“. Ist der Zucker so tief gefallen, dass die Nerven nicht mehr versorgt werden, verlieren wir das Bewusstsein. Zum Glück sind wir sehr empfindlich, wenn der Blutzucker zu tief (unter 60-70mg%) absinkt und reagieren sofort. Nur Menschen, die sehr oft Unterzuckerungen mit sehr tiefen Werten (unter 30mg%) haben, verlieren die Wahrnehmung für den Blutzuckerabfall. Und dies geschieht nicht sofort, sondern benötigt Zeit. Die meisten modernen Diabetes-Tabletten verursachen keine Unterzuckerungen. Ausnahme bilden sogenannte Sulfonylharnstoffe, die nur mehr selten (z.B. bei bestimmten genetischen Diabetesformen) verordnet werden. Sollten die Tabletten zur Kontrolle des Blutzuckers nicht mehr reichen, gibt es Spritzen, die kein Insulin sind, sondern bewirken, dass mehr Insulin ausgeschüttet wird.
Medikamentöse Therapie
Tabletten können den Blutzucker senken. Es gibt unterschiedliche Wirkmechanismen, die von Ihrer persönlichen Situation abhängen. Diese haben z.T. weitere günstige Wirkungen wie z.B. den Schutz der Nieren. Nebenwirkungen sind selten, aber möglich.
Spritzen, die kein Insulin sind, sondern den Blutzucker senken, in dem sie die Bauchspeicheldrüse zur Ausschüttung von Insulin anregen, die Magenentleerung verzögern, das Sättigungsgefühl erhöhen u.v.m. Diese wirken meist auch als Schutz für das Herz.
Insulin
Ich habe bereits erwähnt, dass die Bauchspeicheldrüse irgendwann erschöpft ist. Das ist auch das Problem. Sie kann sich eine Zeit durch die Tabletten wieder erholen, aber irgendwann ist sie dann wirklich am Ende. Dann wird Insulin benötig, um den Blutzucker zu senken. Leider muss Insulin ins Unterhautfettgewebe gespritzt werden. Würden wir es essen, wäre es bereits im Mund zum Teil abgebaut. Insulin ist ein Eiweiß, das von unseren Enzymen sofort abgebaut wird. Auch Versuche es einzuatmen, haben bisher keinen Erfolg gebracht. Wichtig ist, dass die Dosis des Insulin sehr genau eingestellt ist.
Die Bauchspeicheldrüse, die ja den Blutzucker messen kann, schüttet kein Insulin mehr aus, wenn dieser unter 80mg% liegt und verhindert so eine Überdosis an Insulin. Das heißt „Nicht Diabetiker“ können praktisch keine Unterzuckerungen erleiden, es sei denn, sie überanstrengen sich vollkommen und missachten alle Signale ihres Körpers. Das gespritzte Insulin dagegen wirkt, sobald es verabreicht wurde, egal wie niedrig der Blutzucker bereits ist. Diabetiker müssen daher nicht nur die Aufgabe der Insulinverabreichung von der Bauchspeicheldrüse übernehmen, sondern auch in gewissem Maße die Steuerung des Blutzuckers übernehmen. Wichtig ist es, dass Sie auf die Signale einer Unterzuckerung achten und den Blutzucker regelmäßig messen. Bei Typ I Diabetikerinnen und Diabetikern muss dies sehr exakt erfolgen, da sie das gesamt benötigte Insulin berechnen und spritzen müssen. Typ II Diabetikerin und Diabetiker haben meist den Vorteil, dass die eigene Bauchspeicheldrüse zwar erschöpft ist, aber nicht völlig aufgegeben hat. Das heißt, die Bauchspeicheldrüse hilft noch mit. Dadurch ist das Risiko für Unterzuckerungen oft geringer und mit einer Kombination von Tabletten und Insulin lässt sich eine befriedigende Kontrolle des Diabetes erreichen.
Leiden Sie an zusätzlichen Erkrankungen oder sind bereits Komplikationen eingetreten?
Solche zusätzlichen Erkrankungen sind z.B. zu hohes Cholesterin oder Bluthochdruck, die dann auch zu Arteriosklerose (Gefäßverkalkung) führen können. Daher müssen auch diese Erkrankungen ebenso wie bereits eingetretener Komplikationen/Folgeerkrankungen wie z.B. eine Nierenschwäche oder eine Veränderung im Bereich des Auges behandelt werden.
Wenn starkes Übergewicht (BMI > 35) besteht, dann ist das Risiko, vorzeitig an einer Endorgan- Schädigung wie Herzinfarkt oder Schlaganfall zu sterben, stark erhöht. Diese Patienten können operiert werden. Mit diesen sogenannten „bariatrischen oder metabolischen“ Operationen zu denen z.B. der Magenbypass gehört, verlieren diese Personen nicht nur Gewicht, sondern erlangen die Kontrolle über den Blutzucker und meist auch Blutdruck sowie Cholesterin zurück. Diese Patienten scheinen geheilt, aber ich möchte darauf hinweisen, dass bei der Operation nicht „die Gene ausgetauscht“ werden. Warum werden nicht einfach alle operiert? Nun der Erfolg liegt nicht bei 100%. Die Operation ist ein großer Eingriff mit einem entsprechenden Risiko und kann bisher nicht wieder rückgängig gemacht werden. Außerdem möchte ich noch einmal auf diese, uns allen bekannte, alte Erfahrung, „Zucker beruhige die Nerven“, zurückkommen. Nach der Operation sind die Patientinnen/Patienten zwar meist schlank, aber eine Nebenwirkung könnte sein, dass sie auch weniger glücklich und eventuell depressiv sind. Dies alles gilt es daher zu bedenken.
Zu guter Letzt:
Ich möchte Ihnen und Ihren Angehörigen meine Anerkennung aussprechen sich mit diesem Thema so ausführlich zu beschäftigen. Ich kann nur erahnen, wie schwer dies für Sie als Betroffene ist, denn schließlich mache ich regelmäßige eine "Diabetes- Pause", die auch Sie verdient hätten.
„ Wenn du möchtest, dass andere glücklich sind, sei mitfühlend. Wenn du selbst glücklich sein möchtest, sei mitfühlend.“ – Dalai Lama
Manchmal gibt es gute Zeiten, dann gibt es Zeiten, da gelingt Ihnen nicht alles, was Sie sich vorgenommen haben oder die Menschen in ihrem Umfeld machen es Ihnen scheinbar schwer. Bitte seien Sie mitfühlend und wohlwollend sich selbst und anderen gegenüber.
Nehmen Sie sich gelegentlich eine seltene Auszeit und genießen Sie essen und trinken mit der Familie oder Freunden ohne an den Diabetes zu denken.
Alles Gute für Sie!